Theater-AG berührt mit "Der kleine Prinz"

Nach über 90-minütiger Vorstellung entscheidet sich das Publikum der Theater-AG des Gymnasiums Balingen lautstark für die Fantasie und den Glauben an das Gute in der Welt. Und nicht nur durch das „interaktive Element“, bei dem die Zuschauer*innen entscheiden dürfen, wie die Inszenierung von Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ enden soll, fühlen sich Klein und Groß im Theaterraum des Gymnasiums mitgenommen. Direkt zu Beginn formulieren die jungen Schauspieler*innen leidenschaftlich die Phrasen, die wohl alle Kinder immer wieder hören und Eltern häufig genug äußern: „Schau mich an, wenn ich mit dir rede...“, „Ich zähle auf Drei...“ oder „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst...“.

Und damit wirft Lehrerin Arja Baindner, die als langjährige Leiterin der Theater-AG bei der Inszenierung „Des kleinen Prinzen“ einmal mehr ihre Kreativität unter Beweis stellt, zu Beginn die entscheidende Frage auf: Was für Erwachsene wollen (oder werden) wir sein?

Durch die Perspektive des kleinen Prinzen, der auch 80 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung nichts an Beliebtheit oder Aktualität eingebüßt hat, wird das menschliche Verhalten hinterfragt und aufgezeigt, wie absurd die moderne Gesellschaft bisweilen sein kann. So besucht der kleine Prinz im Lauf seiner Reise mehrere Planeten und begegnet dabei zum Beispiel den Herrschenden, den Eitlen, der Geschäftswelt oder den Intoleranten. Besonderer Clou der Inszenierung ist dabei, dass die 17 mitwirkenden Schüler*innen fast alle einmal die Rolle des kleinen Prinzen sowie einer weiteren Figur, die ihm begegnet, einnehmen. Das Wechselspiel der Rollen schafft Raum für Interpretation und Identifikation: Könnte nicht jede*r ein kleiner Prinz sein?

Dass trotz fünfzehnfachem Rollenwechsel des Prinzen das Publikum jederzeit der Handlung folgen kann, liegt auch an den liebevoll erstellten und aussagekräftigen Kostümen sowie am gezielten Einsatz von Licht- und Tontechnik. Bei ihren inspirierenden Inszenierungsideen wird Arja Baindner auch in diesem Jahr durch Hannele Ottschofski (Kostüm), Pauline Manerko (Plakat) und den Technik-AK der SMV unterstützt.

Die tollen Schauspieler*innen im Alter von 11 – 17 Jahren machen im Laufe des Stückes die Erfahrungen des kleinen Prinzen besonders eindrücklich: Wie schließt man Freundschaft und wie weh tut Abschied. Begleitet vom einzigen Erwachsenen, der ein Herz voller Fantasie und Hingabe besitzt, tritt der kleine Prinz am Ende – auch dem „interaktiven Publikum“ sei Dank – die optimistische Heimreise zu seinem Planeten an.

Ihre Altersgenossen haben die talentierten Schauspieler*innen ebenso begeistert wie die erwachsenen Zuschauer*innen, die tatsächlich ins Nachdenken geraten sind: Wer oder was wollen wir sein? Menschen, die blindlings den ungeschriebenen Gesetzen der modernen Welt folgen oder solche, die ihrem Herzen folgen...?

Die Vorstellung an zwei Abenden stellte auch gleichzeitig die Einweihung des umgebauten Theaterraums dar, der nun endlich wieder für Proben und Aufführungen zur Verfügung steht. Erneute Gelegenheit zum Besuch der Theater-AG gibt es für Interessierte am Dienstag, den 4. Juli. Im Rahmen der Gartenschau ist die Gruppe von Arja Baindner gemeinsam mit dem Kunstkurs von Kollege Eckart Felzmann an der Performance „Wenn Bilder sprechen könnten“ beteiligt.

 

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