Gegen das Vergessen – Schüler aus Balingen und Royan auf Spurensuche zum Ersten Weltkrieg

 

In den Tagen vor Ostern, als alle anderen Schüler bereits in die Ferien gestartet waren, haben sich 25 Schüler des Balinger Gymnasiums mit ihren beiden Begleitlehrern zu einer besonderen Pilgerreise aufgemacht. Das Ziel war die Stadt Péronne an der Somme in Nordfrankreich, eine Gegend, die bis heute in beispielloser Weise – jeder weiß es, der einmal dort war - die unübersehbaren Spuren des Ersten Weltkriegs trägt.

 

In Péronne trafen 50 Schüler aus Royan auf die Schüler der Klasse 9a aus Balingen. Man wohnte drei Tage lang gemeinsam in der Jugendherberge, aß miteinander und besuchte gemeinsam mehrere Gedenkstätten. Alles, was für die Schüler, die sich im Vorfeld fächerübergreifend zum Thema 1. Weltkrieg vorbereitet hatten, bisher Theorie gewesen war, wurde nun greifbarer. Ein französischer Soldatenfriedhof mit ca. 42 000 Toten, dann Europas größter deutscher Soldatenfriedhof mit ca. 45 000 Toten. Betroffene Gesichter, die Stimmung gedrückt. Gräber soweit das Auge reicht, das muss man sehen, um eine Vorstellung vom Ausmaß dieses Krieges zu bekommen. Ein Museum hatte die Original-Schützengräben der deutschen und französischen Frontlinien erhalten, die Schüler konnten sich hier auf freiem Gelände bewegen, konnten Geschichte nachvollziehen. Was macht der Krieg aus Menschen? Dieser beklemmenden Frage mussten sie sich am letzten Tag nochmals beim Besuch des neu renovierten und zeitgemäß ausgestatteten Museums in Péronne stellen.

 

Die Studienfahrt war der Höhepunkt eines gemeinsamen Projekts, das im Collège Henry Dunant in Royan unter der Leitung von Valérie Boulinguez entstand und dort im Rahmen eines staatlich geförderten Programms (Mission centenaire) ausgewählt und mit mehreren Preisen dotiert wurde. Die Balinger Schüler, begleitet durch Ann-Miriam Bauer und Friedemann Stumpf, mussten die Studienfahrt weitgehend selbst finanzieren. Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals sehr herzlich bei der Stadt Balingen, die uns mit einer großzügigen Spende unterstützt hat, sowie bei der Firma Maas für die angenehme und sichere Fahrt.

 

Was bleibt von solch einem Projekt? Erinnerung an die Schrecken eines Krieges sicherlich, aber hoffentlich auch der Gedanke von Versöhnung, von gemeinsamer Arbeit am Frieden, die die Schüler hier symbolisch geleistet haben. Symbolisch auch das abgebildete Photo, das die Schüler beider Länder gemeinsam innerhalb eines Denkmals zeigt – das einzige Denkmal weltweit, das alle Toten des Ersten Weltkriegs im gemeinsamen Gedenken vereint. Der dunkle Ring (hier nur ein kleiner Ausschnitt), in den die Namen der Gefallenen eingraviert sind, soll für den Krieg stehen, der, wenn er losbricht, unaufhaltbare Kettenreaktionen auslösen kann. Er wird aber hin und wieder durchbrochen von einem schmalen, lichtdurchlässigen Spalt, der für den Frieden stehen soll. Ein kostbares und zerbrechliches Gut. Ein Auftrag.

 

Ann-Miriam Bauer

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